Emanuel Jacob

Mein Onkel Emanuel Jacob hat sich wie seine zwei jüngsten Brüder vom Glauben der Vorfahren losgelöst. Um sich gegenüber seinem Vater, einer äusserst dominanten Autorität, zu beweisen, wollte er etwas Grosses leisten… und »den kleinen Wollenden» beim Tod überwunden haben. Er lavierte zwischen Sänger, Maler und Schriftsteller (denn als ihm bei seiner Fussreise bis und quer durch Schweden – und später im Tessin, in Paris und Montlaux nichts gelingen wollte – dachte er, seinem Vater sich wenigstens mit einem Roman zu beweisen). Dann beunruhigte ihn wieder seine Untätigkeit, die Faulheit und Unbeständigkeit – und der Hunger plagte ihn – da wollte er nach Kenia auswandern. Heidegger hat ihm geholfen, etwas Halt und Sicherheit in seinem Suchen nach Sinn zu finden.

Nicht, dass er nicht hätte malen können (das Talent hatte er vom Vater geerbt). Da er in einem buch- und bilderlosen Haus aufgewachsen war, wollte er sich die »Farb- und Bilderwelten» anderer Maler aneignen; zum Beispiel Bonnard:

ihn störte bei Bonnard dessen »Geschichten erzählen». Er dachte, bei diesem Bild sei es ihm gut gelungen, diese »Erzählen» (das können Gegenstände, Befindlichkeiten, Gefühle erkennen sein) etwas unterdrückt zu haben.

Der Antagonismus von »Erkennbarkeit» (Geschichten) und reiner, absoluter Malerei zieht sich durch sein ganzes Werk – und dann plötzlich spürte er Licht, und er spürte ihm nach in seinen Malereien – und wenn er es fand, dann brachte er es zum Leuchten.

Hier ein Meisterwerk eben aus der reinen Intuition (ohne den »kleinen Wollenden», ohne Geschichten). Man erkennt zwischen zwei dunklen Linien ein rosa Ding in einem rosa Ding, die leuchten. Von diesem Leuchten geht viel in die hellen Pinselstriche rechts über – man meint, eine Fortsetzung des rosa Dings, unten zwischen dem ersten Pinselstrich mit dem meisten Rosa und dem Zweiten (mit der dunklen Kante links) zu erkennen. Darüber, auf den zwei dunklen (Pinsel)Strichen liegt ein roter Fleck, der teilweise auch leuchtet – und oben hat es noch zwei weitere. Ein hellbrauner Pinselstrich, der unten von oben/aussen gesehen ist – und beim roten Fleck die Innenseite nach oben kehrt (ähnliches auch bei den zwei dunklen Strichen – doch dieses Fänomen ist voll zufällig – eben durch Intuition so entstanden – nicht mit Präzision und Willen so gebildet!). Zwischen dem hellbraunen und dunklen Pinselstrich befinden sich blaue Flecken, die Oberen leuchten blau, daneben (rechts) weisse, die rosa vom rosa Ding abbekommen. Noch weiter rechts gelb, das auch noch darüber wieder vorkommt, aber auf den zwei dunklen Pinselstrichen senkrecht zu den schon Beschriebene liegen (sie liegen wirklich dort). Auf dem Unteren liegt der schon erwähnte rote Fleck auf, der obere Strich geht über den roten Fleck drüber »und hält» ihn fest. Grün folgt neben dem Gelb – zu diesem hin leuchtend, von innen, die (unsichtbare, verdeckte) Leuchtquelle erleuchtet auch das Gelb. Oben, über den roten Flecken, etwas wie »eine Glasscheibe mit Wassertropfen» – das weisse Licht beleuchtet weisse Pinselstriche unter dem mittleren roten Fleck (und diese links davon über dem Grün) – nochmals: er spürte Licht, und wenn er es fand, dann brachte er es zum Leuchten! Und nochmals das: die Bilder sind nicht ‘’komponiert’’ – sondern eben aus der Intuition (richtig, grossartig und fabelhaft) hingeworfen – und so weiter.

Ein gleichzeitiges, ähnliches Bild – aber hier finden sich fast ausschliesslich in einer mittleren Zone die »kleinen Elemente». Das Ganze gleicht einem Fisch oder Vogel.

Auch da, das Leuchtende (vor allem Gelb – und das orange Rund darauf) ist wie eine Fackel in der Mitte konzentriert. Die blauen und roten (Pinsel)Striche »führen in »die Laterne» hinein». Oben mit Blau und Violett »die Krone».

Ein »blaues, dekoriertes Motiv» vor braunem Grund, unten rot und weisse, links lila mit einer Art »Spiegelungen» des Motivs» (rechts).

Hier »nur noch Fisch und Vogel» – sie sind wie »dekorierte Motive» vor Boden und Wand…

Das Gesagte gilt auch von den späten Aquarellen – hier eine Art Figur – nochmals sei gesagt: das ist nicht »komponiert» – sondern aus der Intuition (richtig, grossartig und fabelhaft) hingeworfen…

Farben verlaufen, andere werden zum »Gestricke» – darüber so was wie ein blauer Schmetterling.

Rauch von Oben und vor einem blauen Gnomen und einem Schattenteufel, der unten sein Rad stehen hat, auf einer WC-Schüssel, aus der ein Schwarzes aufsteigt, in das braune, mittig leuchtende, ausgekerbte Brett…

Weiter zurückliegend in der Zeit sieht man hier das früher einmal gefunden Grundgerüst (da als blaues Rechteck – die Randzonen sind »nur» braun und grün gefüllt – oben mit Pinselstrichen »wie Endivienblätter» – und seitlich abstrakte Vögel – wie Emanuel sie im Elternhaus auf dem Bild an der Ofenwand schon als Jüngling hingezaubert hat – sein Vater hat sie als »Dekoration» in seinem Salon für die Kunden toleriert). Ein oranger Pinselstrich vor und hinter dem blauen Rahmen schafft Tiefe. Weisse Pinselstriche sind Flügel, Federn – und Spritzer Elfen(Tanz) zu einem orangefarbenen Licht. Andere weisse Flecken rechts unten sind Kordeln…

Gehen wir in der Zeit noch weiter zurück…

…Auseinandersetzung mit dem Kubismus…

..wo er auch mit »3d-Effekten gearbeitet hat…

…Auseinandersetzung in den 50er Jahren mit Klee und Kandinsky (erkennbare Formen – aber »keine Geschichten»)…

..noch früher – Auseinandersetzung mit Mondrian…

..ganz früh: das Abendmahl (Referenz ans Gegenständliche und an die Religion – auch »ein Omega»).

Genial, wie er dazu fand, sich ganz der Intuition anzuvertrauen – höchstens wohl: gefundenes Licht zum Leuchten zu bringen.